Bevölkerungsentwicklung und Zukunft der Kinderbetreuung in unserer Gemeinde
Die Bevölkerungsentwicklung in unserer Gemeinde zeigt seit einigen Jahren einen klaren Trend: die Zahl der Geburten geht kontinuierlich zurück. Dieser Rückgang ist nicht nur ein kurzfristiges Phänomen, sondern eine demografische Entwicklung, die auch in den kommenden Jahren anhalten wird. Nach der politischen Wende im Jahr 1990 kam es zu einem dramatischen Einbruch der Geburtenzahlen. Viele junge Familien zogen in den Westen, andere sahen aus wirtschaftlicher Unsicherheit von weiteren Kindern ab. Die Folge: Die Zahl der Mädchen, die heute im gebärfähigen Alter wären, ist deutlich geringer als in den westdeutschen Vergleichsregionen. Diese ‚demografische Lücke‘ wirkt bis heute nach und wird in den kommenden Jahren sogar noch stärker spürbar. Hinzu kommt, dass auch von außen keine Entlastung zu erwarten ist. Ein nennenswerter Zuzug junger Familien ist in unserer Gemeinde nicht absehbar
Ein Blick auf die aktuellen Geburtenzahlen verdeutlicht dies eindrucksvoll: Während vor rund 10 Jahren noch um die 30 Kinder pro Jahr in unserer Gemeinde geboren wurden, waren es in den durchschnittlich weniger als 20 Kinder. In den ersten 9 Monaten dieses Jahres wurden bisher 11 Kinder geboren. Damit setzt sich ein Trend fort, der auch im regionalen und im gesamten Gebiet der ehemaligen DDR zu beobachten ist.
Ursächlich hierfür ist nicht nur die allgemeine Tendenz sinkender Geburtenraten, sondern vor allem die Altersstruktur unserer Bevölkerung. Der Anteil junger Frauen im gebärfähigen Alter (20–40 Jahre) ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Selbst wenn die Geburtenrate pro Frau konstant bliebe, wird es rein rechnerisch in Zukunft weniger Kinder geben, da es immer weniger potenzielle Mütter gibt.
Eine einfache Modellrechnung macht dies deutlich: Bezogen auf die aktuelle Zahl der weiblichen Einwohnerinnen im gebärfähigen Alter (20-40 Jahre) ist in den nächsten 10 Jahren mit etwa 14-17 Geburten jährlich zu rechnen. Natürlich kann es mal einen positiven „Ausreißer“ nach oben geben und natürlich hoffen wir auf Zuzug aus anderen Gemeinden - aber ein Zurück zu einer vollen Auslastung aller drei Kindergärten wird es nicht mehr geben!
Für die Kinderbetreuung hat diese Entwicklung direkte Konsequenzen. Schon heute sind die Kindergärten bei weitem nicht mehr voll ausgelastet – und ab dem kommenden Jahr mit weniger als der Hälfte der zugelassenen Anzahl. Bereits jetzt ist daher absehbar, dass die Zahl der Kinder nicht mehr ausreichen wird, um alle Einrichtungen sinnvoll und pädagogisch hochwertig zu betreiben. Die Frage einer Schließung stellt sich deshalb nicht aus finanziellen Überlegungen, sondern schlicht aus demografischen Notwendigkeiten.
Das Ziel der Gemeinde ist es, auch in Zukunft eine verlässliche und qualitativ gute Kinderbetreuung anzubieten. Dies erfordert jedoch eine Anpassung an die veränderten Rahmenbedingungen. Nur so können wir gewährleisten, dass die Einrichtungen stabil geführt werden können und die pädagogische Arbeit für Kinder und Fachkräfte gleichermaßen auf einem hohen Niveau bleibt.
Roland Ernst
Bürgermeister